TANZ DER VAMPIRE - LIBRETTO ACT II Totale Finsternis Sarah wandert alleine durch die Schloßhalle. AHNEN: Sei bereit! SARAH: Manchmal in der Nacht fühl ich mich einsam und traurig, doch ich weiß nicht, was mir fehlt. AHNEN: Sei bereit! SARAH: Manchmal in der Nacht habe ich phantastische Träume. Aber wenn ich aufwach, quält mich die Angst. AHNEN: Sei bereit! SARAH: Manchmal in der Nacht lieg ich im Dunkeln und warte. Doch worauf ich warte, ist mir nicht klar. AHNEN: Sei bereit! SARAH: Manchmal in der Nacht spür ich die unwiderstehliche Versuchung einer dunklen Gefahr. AHNEN: Sei bereit, Sternkind... SARAH: Ich hör eine Stimme, die mich ruft. AHNEN: Sei bereit, Sternkind... SARAH: Ich kann eine Stimme hörn... AHNEN: Sei bereit! SARAH: Manchmal in der Nacht fühl ich die Macht eines Zaubers, der mich unsichtbar berührt. AHNEN: Sei bereit! SARAH: Manchmal in der Nacht bin ich so hilflos uns wünsch mir, es käm einer, der mich führt und beschützt. AHNEN: Sei bereit! SARAH: Manchmal in der Nacht kann ich es nicht mehr erwarten. Ich will endlich eine Frau sein und frei. AHNEN: Sei bereit! SARAH: Manchmal in der Nacht möcht ich Verbot'nes erleben, und die Folgen sind mir ganz einerlei. Von Krolock erscheint auf der Wendeltreppe. VON KROLOCK und AHNEN: Sei bereit, Sternkind... SARAH: Ich hör eine Stimme, die mich ruft. VON KROLOCK und AHNEN: Sei bereit Sternkind... SARAH: Ich spür eine Sehnsucht, die mich sucht... VON KROLOCK: Sich verliern heißt sich befrein. Du wirst Dich in mir erkennen. Was Du erträumst, wird Wahrheit sein. Nichts und niemand kann uns trennen. Tauch mit mir in die Dunkelheit ein! Zwischen Abgrund und Schein verbrennen wir die Zweifel und vergessen die Zeit. Ich hüll Dich ein in meinen Schatten und trag Dich weit. Du bist das Wunder, das mit der Wirklichkeit versöhnt. SARAH: Mein Herz ist Dynamit, das einen Funken ersehnt. VON KROLOCK und SARAH: Ich bin zum Leben erwacht! Die Ewigkeit beginnt heut Nacht. Die Ewigkeit beginnt heut Nacht. SARAH: Ich hab mich gesehnt danach, mein Herz zu verlieren. Jetzt verlier ich fast den Verstand. Totale Finsternis. Ein Meer von Gefühl und kein Land. Einmal dachte ich, bricht Liebe den Bann. Jetzt zerbricht sie gleich meine Welt. Totale Finsternis. Ich falle, und nichts was mich hält. AHNEN: Sei bereit! SARAH: Manchmal in der Nacht denk ich, ich sollte lieber fliehn vor Dir solang ich es noch kann. AHNEN: Sei bereit! SARAH: Doch rufst Du dann nach mir, bin ich bereit, dir blind zu folgen. Selbst zur Hölle würd ich fahren mit Dir. AHNEN: Sei bereit! SARAH: Manchmal in der Nacht gäb ich mein Leben her für einen Augenblick, in dem ich Dir ganz gehör. AHNEN: Sei bereit! SARAH: Manchmal in der Nacht möcht ich so sein, wie Du mich haben willst, und wenn ich mich selber zerstör. Von Krolock schreitet die Wendeltreppe hinab. VON KROLOCK und AHNEN: Sei bereit, Sternkind... SARAH: Ich hör eine Stimme, die mich ruft. VON KROLOCK und AHNEN: Sei bereit, Sternkind... SARAH: Ich spür eine Sehnsucht, die mich sucht. Von Krolock geht auf Sarah zu. VON KROLOCK und SARAH: Sich verliern heißt sich befrein. Du wirst Dich in mir erkennen. Was Du erträumst, wird Wahrheit sein. Nichts und niemand kann uns trennen. Tauch mit mir in die Dunkelheit ein! Zwischen Abgrund und Schein verbrennen wir die Zweifel und vergessen die Zeit. Ich hüll Dich ein in meinen Schatten und trag Dich weit. (Du hüllst mich ein in Deinem Schatten und trägst mich weit.) VON KROLOCK: Du bist das Wunder, das mit der Wirklichkeit versöhnt. SARAH: Mein Herz ist Dynamit, das einen Funken ersehnt. VON KROLOCK und SARAH: Ich bin zum Leben erwacht! Die Ewigkeit beginnt heut Nacht. Die Ewigkeit beginnt heut Nacht. SARAH: Ich hab mich gesehnt danach, mein Herz zu verlieren. Jetzt verlier ich fast den Verstand. Totale Finsternis. Ein Meer von Gefühl und kein Land. Einmal dachte ich, bricht Liebe den Bann. VON KROLOCK: Jetzt zerbricht sie gleich Deine Welt. VON KROLOCK und SARAH: Totale Finsternis. Wir fallen, und nichts was uns hält. SARAH: Totale Finsternis. Ein Meer von Gefühl und kein Land. Totale Finsternis! Ich glaub, ich verlier den Verstand... Von Krolock setzt zum Vampirbiß an, bricht jedoch ab. VON KROLOCK: Nein, es wär verkehrt den Kopf zu verlieren. Wir woll'n nicht vor der Zeit den Genuß ruinieren. Mit jeder Stunde des Wartens wird die Lust mehr entfacht. Ich laß Dich fühlen, was Dich unsterblich macht, wenn wir zwei tanzen auf dem Ball morgen Nacht. Carpe Noctem Alfred hat einen schrecklichen Alptraum. VAMPIRE: Folg mir nach, vertrau der Nacht! Sie nur kann Deine Seele retten. Fluch dem Tag und seiner Macht! Lös die Sehnsucht von allen Ketten. Folg mir nach, komm fühl die Nacht! Wirklich ist nur, woran wir glauben. Flieh vor dem, was Dich bewacht. Lass Dir nicht Deine Träume rauben. Über Gräber und Ruinen werden Todesglocken hall'n. Und alle Teufel steigen hinauf, und alle Engeln müssen fall'n. Wir sind hungrig auf Verbrechen. Wir sehnen uns nach Blut. Wir leben nur für uns're Gier und nähr'n mit Gift uns're Brut. Die Welt im Tageslicht hat keinen jemals glücklich gemacht. Drum tauch ins Meer des Nichts, wo's immer dunkel ist und kühl. Und wenn Du von der Dunkelheit betrunken bist, dann fühl, fühl die Nacht. Fühl die Nacht! VAMPIRE (Gruppe 1): Dies irae, Kyrie. Libera me, Domine! Dies irae, Kyrie. Requiem da, Domine! Dies irae, Kyrie. Libera me, Domine! Dies irae, Kyrie. Requiem da, Domine! Dies irae, Kyrie. Libera me, Domine! Dies irae, Kyrie. Requiem da, Domine! Exultate Kyrie! Pie Agne, Domine! Dies irae, Kyrie. Sanctus, Sanctus exultate! Dies irae, Kyrie. Libera me, Domine! Dies irae, Kyrie. Requiem da, Domine! VAMPIRE (Gruppe 2 gleichzeitig): Fühl die Nacht! Und laß' sie nie vorübergehn. Fühl die Nacht! Komm, schließ' Deine Augen, um zu sehn. Fühl die Nacht! Was Dir bestimmt ist, muss geschehen. Fühl die Nacht! Und laß' sie nie vorübergehn. Fühl die Nacht! Fühl die Nacht! Fühl die Nacht! Sei frei! Aus den Gräbern und Ruinen werden Tote auferstehn. Und alle Ängste werden wahr, und alle Hoffnung muß vergehn. Uns're Ordnung ist das Chaos. Verändern heißt zerstör'n. Wir wollen leben für die Gier und zu den Raubtier'n gehör'n. Die Welt im Tageslicht hat keinen jemals glücklich gemacht. Drum tauch ins Meer des Nichts, wo's immer dunkel ist und kühl. Und wenn Du von der Dunkelheit betrunken bist, dann fühl, fühl die Nacht. Fühl die Nacht! VAMPIRE (Gruppe 1): Dies irae, Kyrie. Libera me, Domine! Dies irae, Kyrie. Requiem da, Domine! Dies irae, Kyrie. Libera me, Domine! Dies irae, Kyrie. Requiem da, Domine! Dies irae, Kyrie. Libera me, Domine! Dies irae, Kyrie. Requiem da, Domine! Exultate Kyrie! Pie Agne, Domine! Dies irae, Kyrie. Sanctus, Sanctus exultate! Dies irae, Kyrie. Libera me, Domine! Dies irae, Kyrie. Requiem da, Domine! VAMPIRE (Gruppe 2 gleichzeitig): Fühl die Nacht! Und laß' sie nie vorübergehn. Fühl die Nacht! Komm, schließ' Deine Augen, um zu sehn. Fühl die Nacht! Was Dir bestimmt ist, muss geschehen. Fühl die Nacht! Komm, schließ' Deine Augen, um zu sehn. Fühl die Nacht! Fühl die Nacht! Fühl die Nacht! Sei frei! VAMPIRE (Gruppe 3 gleichzeitig): Carpe noctem! Carpe noctem! Carpe noctem! Carpe noctem! Carpe noctem! Carpe noctem! Carpe noctem! Carpe noctem! VAMPIRE (Gruppe 2): Fühl die Nacht! Und laß' sie nie vorübergehn. Fühl die Nacht! Komm, schließ' Deine Augen, um zu sehn. Fühl die Nacht! Was Dir bestimmt ist, muss geschehen. Fühl die Nacht! Komm, schließ' Deine Augen, um zu sehn. ALLE VAMPIRE: Folg mir nach, vertrau der Nacht! Sie nur kann Deine Seele retten. Fluch dem Tag und seiner Macht! Lös die Sehnsucht von allen Ketten. Folg mir nach, komm fühl die Nacht! Wirklich ist nur, woran wir glauben. Flieh vor dem, was Dich bewacht. Lass Dir nicht Deine Träume rauben! Für Sarah ALFRED: Aus dem Schweigen der Nacht steigen dunkle Visionen, doch ich bleib bei Sarah. Jeder Alptraum erwacht. Schatten werden zu Dämonen. Überall droht Gefahr. Ich halt durch, ich halt aus. Und was immer ich tun muß, will ich tun für Sarah. Unbeirrt gradeaus gehe ich ins Nirgendwo, weil ich Dich liebe. Soviel Sehnsucht in mir! Ich will wieder nachhaus. Doch ich gehör zu Sarah. Und bin ich neben ihr, sind die Ängste Illusionen. Nur Gefühle sind wahr. Ich bin stark, ich bin ich hart. Und was immer ich sein muß, will ich sein für Sarah. Und wie lang ich auch wart, irgendwann und irgendwo sind wir geborgen. Ich bin ruhig, ich bin kalt. Ich besiege mich selber deinetwegen, Sarah. Und wie lang ich auch wart, irgendwann und irgendwo sind wir geborgen. Ich bin ruhig, ich bin kalt. Ich besiege mich selber deinetwegen, Sarah. Ich weich keiner Gewalt. Hab vertraun in mich, Sarah. Ich bleibe Dir nah! Ich hab Kraft, ich hab Mut. Und was immer ich habe, hab ich nur für Sarah. Für Dich geb ich mein Blut. Alles, alles will ich tun, weil ich Dich liebe, Sarah... Wenn Liebe in Dir ist Schloßbibliothek. ALFRED (liest): "Ratgeber für Verliebte. Wie man ein Herz gewinnt." (singt): "Wenn Liebe in Dir ist, dann klingt aus Dir Musik. Wenn Dein Moment hier ist, dann spricht für Dich Dein Blick. Und der Mensch, den Du magst, versteht, was Du sagst, und wärst Du auch still. Dein Herz verrät, daß Liebe in Dir ist, die nicht mehr schweigen will." "Zeig einfach ehrlich, was sich in Dir versteckt. Kein Wunsch ist gefährlich, wenn ihn die Liebe weckt. Und der Mensch, den Du liebst, wird spür'n, was Du gibst. Und die Hoffnung aus Glück vereinigt euch. Wenn Liebe in Dir ist, dann halt sie nicht zurück." (liest): "Manchmal sagt ein Kuß mehr als tausend Worte..." Alfred gelangt ins Badezimmer. Er vermutet dort Sarah. Doch es ist Herbert. ALFRED (gesprochen): Oh! Entschuldigung! HERBERT (gesprochen): Bleib! Ich möchte mit Dir reden. Vater ist ganz begeistert von Dir. Ich möchte, daß wir Freunde werden. ALFRED (gesprochen): Aber ich muß doch... HERBERT (gesungen): ...Du mußt zu mir nett sein. Ich will Dich verstehen. Was macht Dich so blass? Bist Du krank? ALFRED: Mir geht's gut. Vielen Dank. HERBERT: Aber nein, Du hast Fieber, mein Freund! Du solltest im Bett sein. Nein, was muß ich sehn?! Du zitterst vor Angst, mon Chéri. ALFRED: Nein, ich zittere nie! HERBERT: Aber ja, Du bist ängstlich mein Freund! ALFRED: Wie man hört, gibt's einen Ball irgendwo... HERBERT: Du hast einen süßen Popo! ALFRED: Ein Ball! HERBERT: Und Deine Augen! ALFRED: Die Augen? HERBERT: Die Wimpern so zart, wie Fäden aus purem Gold. Ja, heut Nacht ist Ball. Ich lad Dich ein. Wein und Musik und Kerzenschein! Das wird gigantisch romantisch! Mit Dir im Arm werde ich im siebten Himmel sein! Herbert tanzt mit Alfred. HERBERT: Ach, zeig mal, was liest Du? ALFRED: Ein Buch... HERBERT: ...Gedichte , so! Ich wußt' es ja, siehst Du Du bist verliebt, mein Freund! Daß es so etwas gibt! Auch ich bin verliebt. Nun rat mal, in wen! Ja, ich liebe Dich... Wenn Liebe in mir ist, dann kann ich nicht wieder...(stehn)! He, Ho, Professor (Reprise) Alfred und Abronsius steigen auf den Schloßturm. VON KROLOCK (zu Abronsius): He, Ho, He! Wirklich treffend, Professor! Nur ein Biß und es ist passiert! Zuviel Neugier ist tödlich, Professor. Man muß werden, was man studiert! ABRONSIUS (gesprochen): Sie unterschätzen die Wissenschaft, von Krolock. Ich werde Sie in Alkohol einlegen und meiner Asservatensammlung einverleiben. VON KROLOCK: Hahaha! ABRONSIUS (gesprochen): Bald treiben Sie nur noch in Gruselromanen Ihr Unwesen. VON KROLOCKS STIMME (zu Alfred): Wovor fliehst Du? Was fürchtest Du, Alfred? Was Du suchst, findest Du nur hier! ABRONSIUS: Er bekämpft Sie! VON KROLOCKS STIMME: Sie irren, Professor! Alfreds Seele gehört längst mir! Ewigkeit Friedhof. Die Vampire steigen aus den Särgen. VAMPIRE: Ewigkeit ist Langeweile auf Dauer. Ein trostloser Kreislauf, kein Anfang, kein Schluß. Denn stets wiederholt sich dasselbe von vorne. Kein Jubel, kein Entsetzen, nur die öde, blöde Ewigkeit. Von Tortur keine Spur. Immer nur diese beschiess'ne Ewigkeit. Fort mit dem Stein über'm Abgrund des Schreckens! Raus aus dem Grauen ins Glitzern der Welt! Bald lähmt unser Gift die Gehirne der Menschen. Bald sind wir die Herren dieser Erde. Es werde Nacht! Weg mit dem Fels vor der Höhle der Schatten! Raus aus den Gräbern ins Leben der Stadt! Hinein mit der Angst in die Seele der Menschen! Bald stehn sie am Ende aller Zweifel. Wir stürzen sie hinab. Hinab! Hinab! Hinab! Hinab! Die unstillbare Gier Friedhof. VON KROLOCK zwischen den leeren Särgen: Endlich Nacht. Kein Stern zu sehen. Der Mond versteckt sich, denn ihm graut vor mir. Kein Licht im Weltenmeer. Kein falscher Hoffnungsstrahl. Nur die Stille. Und in mir die Schattenbilder meiner Qual. Das Korn war golden und der Himmel klar. Sechzehnhundertsiebzehn, als es Sommer war. Wir lagen im flüsternden Gras. Ihre Hand auf meiner Haut war zärtlich und warm. Sie ahnte nicht, daß ich verloren bin. Ich glaubte ja noch selbst daran, daß ich gewinn. Doch an diesem Tag geschah's zum erstenmal. Sie starb in meinem Arm. Wie immer wenn ich nach dem Leben griff, blieb nichts in meiner Hand. Ich möchte Flamme sein und Asche werden und hab noch nie gebrannt. Ich will hoch und höher steigen, und sinke immer tiefer ins Nichts. Ich will ein Engel oder ein Teufel sein, und bin doch nichts als eine Kreatur, die immer das will, was sie nicht kriegt. Gäb's nur einen Augenblick des Glücks für mich, nehm ich ew'ges Leid in Kauf. Doch alle Hoffnung ist vergebens, denn der Hunger hört nie auf. Eines Tages, wenn die Erde stirbt, und der letzte Mensch mit ihr, Dann bleibt nicht zurück als die öde Wüste einer unstillbaren Gier. Zurück bleibt nur die große Leere. Eine unstillbare Gier. Des Pastors Tochter ließ' mich ein bei Nacht, siebzehnhundertdreißig nach der Mainandacht. Mit ihrem Herzblut schrieb ich ein Gedicht auf ihre weiße Haut. Und des Kaisers Page aus Napoleons Tross... Achtzehnhundertdreizehn stand er vor dem Schloß. Daß seine Trauer mir das Herz nicht brach, kann ich mir nicht verzeihn. Doch immer, wenn ich nach dem Leben greif, spür ich, wie es zerbricht. Ich will die Welt verstehn und alles wissen, und kenn mich selber nicht. Ich will frei und freier werden, und werde meine Ketten nicht los. Ich will ein Heiliger oder ein Verbrecher sein, und bin doch nichts als eine Kreatur, die kriecht und lügt und zerreissen muß, was immer sie liebt. Jeder glaubt, daß alles einmal besser wird, drum nimmt er das Leid in Kauf. Ich will endlich einmal satt sein, doch der Hunger hört nie auf. Manche glauben an die Menschheit, und mache an Geld und Ruhm. Manche glauben an Kunst und Wissenschaft, an Liebe und an Heldentum. Viele glauben an Götter verschiedenster Art, an Wunder und Zeichen, an Himmel und Hölle, an Sünde und Tugend und an Bibel und Brevier. Doch die wahre Macht, die uns regiert, ist die schändliche, unendliche, verzehrende, zerstörende und ewig unstillbare Gier. Euch sterblichen von morgen prophezeih ich heut und hier: Bevor noch das nächste Jahrtausend beginnt, ist der einzige Gott, dem jeder dient, die unstillbare Gier. Seid willkommen Tanzsaal / Mitternachtsball. VON KROLOCK (zu den Vampiren): Seid willkommen, Brüder, in diesem Saal! Als wir versammelt war'n beim letzten Mal, war uns're Mahlzeit ein Bauer, ausgemergelt und bleich. Ihr wart betrübt, aber ich sagte Euch: "Ist ein Jahr mager, wird das nächste Jahr reich." Wir, die ewig leben, verzehrt die Sucht nach frischem Blut. Haben wir je davon genug? VAMPIRE: Wir haben davon niemals je genug! VON KROLOCK: Jedes Opfer, das uns nährt, vermehrt auch uns're Brut. Haben wir je davon genug? VAMPIRE: Wir haben davon niemals je genug. Nichts macht uns satt. Die Gier kommt nie zur Ruh, denn die Leere in uns drin wächst jeden Tag. Die Angst vorm Nüchternsein verfolgt uns immerzu. VON KROLOCK: Doch ich heiße Euch hoffen! Wie von mir prophezeit, ist ein Gast eingetroffen, geschmückt und bereit, sich der Dunkelheit zu weihn. Eine Schönheit mit den Augen der Nacht, ein verwunsch'nes Sternenkind, zärtlich wie der Wind und für mich bereit, verzaubert unser'n Mitternachtsball! Doch sie gehört nur mir! Keine Sorge! Auch an Euch ist gedacht. Denn seit gestern Abend sind hier in meinem Labyrinth und für Euch bestimmt zwei Sterbliche zum Bleiben verdammt! Verdammt! Von Krolock deutet auf die Wendeltreppe. Dort erscheint Sarah. VAMPIRE: Gott ist tot. Nach ihm wird nicht mehr gesucht. Wir sind zum ewigen Leben verflucht. Es zieht uns näher zur Sonne, doch wir fürchten das Licht. Wir glauben nur Lügen, verachten Verzicht. Was wir nicht hassen, das lieben wir nicht. Sarah läßt sich von Krolock in den Hals beißen. VAMPIRE: Sie ist zum Leben erwacht! Die Ewigkeit beginnt heut Nacht. Die Ewigkeit beginnt heut Nacht! VON KROLOCK: Du hast Dich gesehnt danach, Dein Herz zu verlieren. Jetzt verlierst Du gleich den Verstand. SARAH und VON KROLOCK: Totale Finsternis. Ein Meer von Gefühl und kein Land. SARAH: Einmal, dachte ich, bricht Liebe den Bann. VON KROLOCK: Jetzt zerbricht sie gleich Deine Welt. SARAH und VON KROLOCK: Totale Finsternis. Wir fallen, und nichts was uns hält. Draußen ist Freiheit (Reprise) Schneelandschaft. ALFRED: Sarah, Du bist schwach. Ruh dich aus in meinem Arm! Jetzt wird alles gut. Wir sind in Sicherheit. Ich bleib für Dich wach und beschütz Dich vor Gespenstern. Unser Alptraum ist vorbei. Der Tag ist nicht mehr weit. SARAH und ALFRED: Alles wird nun anders sein. Nie mehr eingesperrt, niemals mehr allein. SARAH: Gehn, wohin ich mag. ALFRED: Zeigen, was ich fühl. SARAH: Baden jeden Tag. ALFRED: Angst und Kälte werden vorbei sein! SARAH und ALFRED: Jenseits der Wälder, jenseits der Berge. SARAH: Alles wird neu sein. SARAH und ALFRED: Draußen ist Freiheit. Dort, wo der Horizont beginnt, gibt es ein Land, in dem alle Wunder möglich sind. ALFRED: Keine Mauer, die uns je trennt. Keine Grenze, die wir nicht überwinden. Bleib bei mir, denn mit Dir... SARAH und ALFRED: ...kann ich bis zu den Sternen gehn, bis in die Zukunft sehn! Draußen ist Freiheit. Nun gibt es nichts mehr, was uns trennt. Draußen ist Freih.... Sarah beißt Alfred in den Hals. ALFRED (gesprochen): Was ist das? SARAH (gesprochen): Blut, Liebling. Leck es ab! ALFRED (gesprochen): Gar nicht schlecht. ABRONSIUS (gesungen): Wir sind entkommen. Mein Verstand hat triumphiert und die Menschheit vor'm Verderben bewahrt. Die Königsberger werden gelb sein vor Neid, wenn man mir nun den Nobelpreis verleiht. Durch meine Forschung hab ich den Beweis erbracht: Es gibt Lebendtote, hier jedenfalls. Sie verlassen die Särge bei Nacht und saugen Lebenden das Blut aus dem Hals. Zum Glück kann uns're Vernunft sie überwinden. Wir sind sicher dank Geist und Wissenschaft. Unsere Ziele sind klar, uns're Methoden bewährt. Wir sind praktisch und aufgeklärt. Der Fortschritt ist unaufhaltsam. Die Welt ist nicht mehr, was sie war. Der Tanz der Vampire VAMPIRE (Gruppe 1): Nimm, was Du kriegst, denn sonst wird Dir genommen. VAMPIRE (Gruppe 2): Sei ein Schwein, oder man macht Dich zur Sau. VAMPIRE (Gruppe 3): Raff Dir Geld und kauf Dir die Welt! VAMPIRE (Gruppe 4): Nur nicht zimperlich! Die Sitten sie rauh. GRUPPE 2 & 3: Zeig Deine Faust, denn sonst wirst Du geschlagen. Dräng Dich vor oder Du wirst übersehn. GRUPPE 1 & 4: Willst Du bestimmen, statt andre zu fragen, mußt Du lernen über Leichen zu gehn. ALLE: Nichts wie raus aus der Nacht in die Sonne, weil uns endlich keine Schranke mehr hält. Unsere Ziele sind klar, uns're Methoden bewährt. Wir sind tot, doch wir leben, solang Ihr uns nährt! ALLE: Wir sind im Kommen, und bald gehört uns die Welt. (Und bald gehört uns die Welt!) Wir tauchen aus der Nacht. Paßt auf! Jetzt woll'n wir Glitzer und Glanz. Paßt auf! Jetzt woll'n wir alles und ganz. Paßt auf! Jetzt laden die Vampire zum Tanz! Jetzt laden die Vampire zum Tanz! Steckt den Himmel in Brand und streut Lucifer Rosen! Die Welt gehört den Lügnern und den Rücksichtslosen. Reicht den Mördern die Hand! Liegt im Staub vor den Großen! Die Welt gehört den Kriechern und den Gnadenlosen. GRUPPE 1 & 4: Jetzt laden die Vampire zum Tanz! Wir wollen alles und ganz! Jetzt laden die Vampire zum Tanz! Wir wollen alles und ganz! GRUPPE 2 & 3 (gleichzeitig): Steckt den Himmel in Brand und streut Lucifer Rosen! Die Welt gehört den Lügnern und den Rücksichtslosen. GRUPPE 2 & 3: Reicht den Mördern die Hand! Liegt im Staub vor den Großen! Die Welt gehört den Kriechern und den Gnadenlosen. ALLE: Wir woll'n tun, was uns Spaß macht, und so sein wie wir sind. Wir verstecken uns nicht mehr. Der Tanz der wilden Herzen beginnt! GRUPPE 1 & 4: Jetzt laden die Vampire zum Tanz! Wir wollen alles und ganz! Jetzt laden die Vampire zum Tanz! Wir wollen alles und ganz! ALLE: Nichts wie raus aus der Nacht in die Sonne, weil uns endlich keine Schranke mehr hält. Unsere Ziele sind klar, uns're Methoden bewährt. Wir sind tot, doch wir leben, solang Ihr uns nährt! Wir sind im Kommen, und bald gehört uns die Welt. (Und bald gehört uns die Welt!) Wir tauchen aus der Nacht. Paßt auf! Jetzt woll'n wir Glitzer und Glanz. Paßt auf! Jetzt woll'n wir alles und ganz. Paßt auf! Jetzt laden die Vampire zum Tanz! Jetzt laden die Vampire zum Tanz! Steckt den Himmel in Brand und streut Lucifer Rosen! Die Welt gehört den Lügnern und den Rücksichtslosen. Reicht den Mördern die Hand! Liegt im Staub vor den Großen! Die Welt gehört den Kriechern und den Gnadenlosen. GRUPPE 1 & 4: Jetzt laden die Vampire zum Tanz! Wir wollen alles und ganz! Jetzt laden die Vampire zum Tanz! Wir wollen alles und ganz! GRUPPE 2 & 3 (gleichzeitig): Steckt den Himmel in Brand und streut Lucifer Rosen! Die Welt gehört den Lügnern und den Rücksichtslosen. Reicht den Mördern die Hand! Liegt im Staub vor den Großen! Die Welt gehört den Kriechern und den Gnadenlosen. ALLE: Wir woll'n tun, was uns Spaß macht, und so sein wie wir sind. Wir verstecken uns nicht mehr. Der Tanz der wilden Herzen beginnt! GRUPPE 1 & 4: Jetzt laden die Vampire zum Tanz! Wir wollen alles und ganz! Jetzt laden die Vampire zum Tanz! Wir wollen alles und ganz! GRUPPE 2 & 3: Wir trinken Blut, wir haben null Moral. Was aus dieser Welt wird, ist uns scheißegal. Wir trinken Blut, wir haben null Moral. Was aus dieser Welt wird, ist uns scheißegal. We drink your blood and then we eat your soul. Nothing's gonna stop us, let the bad times roll! We drink your blood and then we eat your soul. Nothing's gonna stop us, let the bad times roll! ALLE: Jetzt laden die Vampire zum Tanz! END OF ACT II