Freitag, 09. Februar 2001 Katzenjammer - Tag 4 -------------------- Ein neuer Morgen, ein neuer Tag. Judgement Day? Nachdem er letzte Nacht auf eine scheinbar heisse Fährte gestossen war, hielt er es kaum aus, seine Theorie zu überprüfen. Die Theorie war folgende: Die Katze versteckt sich, in dem sie in einem durch eine Blende verdeckten, vertikalen Schacht neben dem Kühlschrank von oben herunterspringt, und unten durch eine Öffnung wieder in den Unterschrank des Küchenwaschbeckens kriecht, aus welchem sie von innen leicht herauskommt. Sprich: Eingang und Ausgang des Verstecks sind zweierlei! Um herauszufinden, ob die Katze, wenn sie nachts zum fressen das Versteck verlaesst, durch den Unterschrank der Spüle die Wohnung betritt, plazierte er vor den Schranktüren einen trockenen Schwamm. Würde dieser umgekippt sein, hätte sich seine Theorie bestätigt. Doch das war nur die Theorie. Die Realität bot ihm nun einen immer noch vor dem Spülen-Unterschrank plazierten Schwamm bei gleichzeitigem Futterschwund im Fressnapf in Kombination mit einem sachgerecht benutzten Katzenklo. Wie auch immer die Katze wieder aus diesem Schacht herauskam, den etwa 2 Meter hohen Schacht konnte sie jedenfalls unmöglich wieder hochklettern geschweige denn springen. Daher entschloss er sich, den Eingang des mutmasslichen Verstecks mit einem Regalbrett zu schliessen. Wie auch immer sie den Bereich hinter der unteren Blende der Küche verlassen konnte, sie würde nicht wieder hineinkommen. Bei laufendem Radio verliess er der Wohnung um zur Arbeit zu fahren. Freitag, nervige Arbeit, die sich nicht mehr verschieben liess und die Spannung, wie sich sein Experiment auswirken würde, quälten ihn durch den Tag. Als er sich mittags auch noch dazu überreden liess, bei einem EDV-Notfall nach der Arbeit einzuspringen, und da die kurze Nacht auch ihre Spuren hinterliess, konnte er es kaum mehr erwarten, nach Hause zu kommen - auf dem Heimweg war er so richtig am Ende. Zuhause angekommen hielt er es keine Sekunde aus - was war geschehen? Der Fressnapf war noch voll, alles andere auch. Katzenklo unbenutzt... keine Auffälligkeiten, das passte überhaupt nicht in's Bild. Auch die Versperrung des Eingangs ins mutmassliche Superversteck war nicht verändert worden. Sollte es sich tatsächlich nicht nur um einen EINgang handeln? Hatte er seine Katze nun in der Höhlenwelt seiner Küchenamaturen eingeschlossen? Noch hatte er nichtmal den Beweis, dass er auf der richtigen Fährte war. Mit einem Handspiegel und einem abnehmbaren Fahrradlicht wollte er sich das ganze abermals von oben ansehen. Er traute seinen Augen nicht: Er sah eindeutig ein bisschen des schwarzen Fells seiner Katze - sie war wirklich dort unten. Aber auf seine Zurufe hin reagierte sie nicht, sie bewegte sich kein Stück. Sie wird doch nicht dort unter erstickt sein? Hat sie sich womöglich beim runterspringen verletzt? Seine Hand fing zu zittern an, er konnte kaum noch den Spiegel ruhig halten, hoffte er doch inständig, dass sich das Fellbüschel dort unten endlich mal bewegt. Er wollte nicht warten, stieg wieder hinab und klopfte unten gegen die Blende, hinter der sich das Fellbüschel von oben erkennen liess. Nochmals von oben in den Schacht geblickt und - das Fellbüschel war nun nicht mehr zu sehen, uff!!! Doch wie sollte er nun an die Katze herankommen? Warten, bis sie herauskommt und dann abfangen, bevor sie wieder dorthin flüchten kann? Das schien auf lange Sicht zu nervenaufreibend und wenig erfolgversprechend. Da die Katze offensichtlich den ganzen Tag dort unten eingesperrt war, und sich auch der Gestank nicht gelegt hatte, beschloss er, die Blende der Küche möglichst ohne grossen Umstand wegzubekommen, um die Katze dort unten rauszuholen und mögliche Urin-Lachen und Exkremente zu beseitigen. Unter Zuhilfenahme des Freundes seiner Mutter, der bereits beim Fang der Katze mitgeholfen hatte, versuchten sie, die Blende wegzuziehen, da diese üblicherweise nur mit ein paar Klemmen befestigt wird, und sich ohne Probleme abziehen lassen sollte. Das ganze erwiess sich als Geduldsspiel, doch letztendlich konnten sie die untere Blende, die in voller Länge aus einem einzigen Teil bestand, wegziehen. Der Anblick, der sich dort unten bot, verschlug beiden die Sprache: 4 Häufchen mit Exkrementen gesellten sich zu unzähligen, verkrusteten Urinlachen. Ein Gestank, der einem die Luft abstellte, verbreitete sich sofort in der ganzen Küche - es war, als hätten sie das verdammte Scheisshaus der Hölle entdeckt. Natürlich war auch Cleo dort unten. Nachdem die Blende weg war lief sie in die Wohnung hinein... Der Freund seiner Mutter hatte Probleme, bei Sinnen zu bleiben, er stammelte verlegen, dass er einen solchen Gestank nicht ertragen könne und die Wohnung jetzt verlassen müsse, um nicht ohnmächtig zu werden. Verständnisvoll nickte er ihm zu, und machte sich umgehend an die Beseitigung der diversen Geruchserzeuger. Ihm schoss beim abwischen der Fliessen ein unerträglicher Gestank in die Nase, so dass er sich fragen musste, ob er diesen Geruch jemals wieder loswerden würde. Cleo wiederum "versteckte" sich im Wohnzimmer in einem der ihrem Besitzer bekannten Standartverstecke, hinter dem TV-Schränkchen. Das war soweit ganz ok, sie schien auch nicht in Panik geraten zu sein, Angst hatte sie aber sicherlich. Er machte erstmal die Türe des Wohnzimmers zu, indem sich die Katze nun aufhielt und riss förmlich alle restlichen verfügbaren Fenster seiner Wohnung sperrangelweit auf - endlich wieder mal. Die zusätzliche Geruchskulisse liess eine umfangreiche Lüftung der Wohnung einfach zwingend-notwendig werden. Nachdem die schlimmsten Krusten entfernt waren und es sich langsam abzeichnete, dass dieses Küchenklo tatsächlich gereinigt werden kann, gönnte er sich ein paar Minuten mit seiner Katze im Wohnzimmer. Dort geschah, was er in seinen schlimmsten Albträumen nicht durchleiden musste: Die Katze liess auch hier eine satte Urinlache liegen, die er wenigstens sofort bei der Entstehung sah und fast umgehend wieder entfernen konnte. Das Problem dabei war, dass die Katze selbst ziemlich nass dabei geworden war, und sie mit urinverschmutztem Fell durch das Wohnzimmer lief - natürlich auf der Flucht vor möglichen Sauber-Putz-Aktionen seitens ihres Herrchens. Und dabei verteilte sie ihren markanten Geruch fast im gesamten Wohnzimmer. Er versuchte immer noch, ihr Fell ein wenig abtrocknen zu können, aber die Katze wollte sich einfach nicht fassen lassen. Letztendlich landetete sie hinter der Hi-Fi-Anlage, die sie mit ein paar Fauchern verteidigte und zur vorrübergehenden Residenz ernannte. 2:1 für Cleo. Die Arbeiten in der Küche - dort sah es schon richtig nach Baustelle aus - schritten auch voran: Alles saubergewischt, mit dem Staubsauger nachgereinigt, insgesamt war der "Gestank" wieder im grünen Bereich. Als er die Blende wieder anbrachte und ebenso den oberen Einstieg des Kühlschranks mit dem Regalbrett und zusätzlich einem grossen, sperrigen Karton versperrt hatte, wich die erste Anspannung. Und unter abermaliger Zuhilfenahme von Duftsprays konnte auch endlich wieder ein menschenwürdiges Klima hergestellt werden. Am Ende siegte die Müdigkeit und er schlief auf dem Wohnzimmer-Sofa ein. Als er später, mitten in der Nacht, aufwachte, sah er, wie seine Katze auf dem Kühlschrank sass, vor dem versperrten Eingang des "Superverstecks" - und jener berüchtigte Eingang schien tatsächlich und endgültig katzensicher zu sein. Vorläufiges Endergebnis im Psycho-Duell also: 2:2. Wird es dabei bleiben? Viel Spaß beim Lesen wünscht, .\\atthias Beha aka Taxy