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3. Die Entwicklung der Moonlightning BBS
 

3.2 Aufbau und Erweiterung:

1995:
Nur nach kurzer Zeit wurden meine Wünsche nach Veränderungen (meist optischer Art, aber auch "Inhalte" wie Online-Spiele vermisste ich unter GS Box schmerzlich) aber so groß, dass wir an die technischen Grenzen der GS-Box stiessen... und Jan's Interesse an der Mailbox-Sache schwand auch langsam dahin - der Zeitaufwand war wohl größer, als er vermutet hatte...

 
   

In Mailboxen wie der L00ser's Inn lernte ich u.a. Dante kennen, ebenfalls Mailbox-Betreiber der At a Distance und höchst zufrieden mit einem System namens Maximus, welches unter OS/2 lief. Er schwärmte mir von den unzähligen Möglichkeiten dieses Systems, und da es mit Kollege Jan derzeit keine Fortschritte mehr gab und ich bereits Blut geleckt hatte, will sagen meine Ideen nur so sprudelten, es aber an beschränkten Umsetzungsmöglichkeiten scheiterte, flog auch GS-Box vom Rechner und ich trat ein in die Welt von IBM's neuem Betriebssystem OS/2 Warp.

 


Der potentielle Windows-Konkurrent war für seine Stabilität bekannt und damit ideal für ein wochenlang laufendes System wie eine Mailbox ausgelegt. Das Bild änderte sich nun so, dass ich mir statt von Jan von Dante helfen lassen musste, die Moonlightning BBS ein drittes Mal von Null aufzubauen. Ausserdem wurde mir von V00d00 sein nicht mehr benötigtes Mailbox-System der Videodrome BBS überlassen, welches dann nur noch an meine Wünsche angepasst werden musste. Support im grafischen Bereich bekam ich von ihm ebenfalls, die ersten Moonlightning BBS-Schriftzüge stammen aus seiner kreativen Feder. Da auch die Hardware aufgerüstet werden musste, bekam ich weitere Hilfe von Hulk. Da beide in unmittelbarer Nähe wohnten waren Hausbesuche mit Schraubenzieher (Hulk) und Maximus-Handbuch (V00d00) in den Anfangstagen der dritten Umstellung keine Seltenheit. Ohne diesen Support wären die folgenden Jahre sicher nicht zu dem geworden, was sie waren, daher an dieser Stelle allen Beteiligten ein herzliches Dankeschön - ich werde das nie vergessen!

 
   

Die Flexibiltät des Systems erlaubte mir aber nach und nach selbst Hand anzulegen und eigene Eingriffe in's System vorzunehmen - wohlgemerkt wuchsen meine Computerkenntnisse zwar täglich, waren aber doch immer noch stark im Anfangsstadium. Mich reizte es auch nie ein Mailbox-System zu seiner Perfektion auszureizen sondern einfach die Chance, möglichst viele Features zu bieten, Inhalte in verschiedener Form zu präsentieren, also möglichst was für's Auge und den Spass des Benutzers und nicht unbedingt technische Höchstleistung.

Nachdem ich den Umgang mit einem ANSI-Editor (T!Draw) kennenlernte bastelte ich viele ANSI-Bilder, die Ihr in Abschnitt 4 gehäuft finden könnt. Da ich bereits aus anderen Hobbys schöne Farbkombinationen kannte, legte ich hierauf höchsten Wert, denn wie in einer Wohnung sollte vor allem die Umgebung für den User angenehm und ansprechend wirken (genauso ist das ja auch auf dieser Homepage!). Die Optik der Moonlightning BBS, die natürlich im Laufe der Jahre immer mehr verfeinert wurde, ihren Grundstock jedoch bereits Anfang 1995 hatte, war mit Sicherheit einer der wichtigsten Faktoren für die Beliebtheit des Systems. Jedenfalls hatte ich mächtig Spass beim Entwerfen der Bild-Tafeln (ANSIs).

 


Am 18.03.1995 wurde die Mailbox unter Maximus/2 eröffnet, das System, welches sich bis zum Ende bewähren sollte. Viel war nun jedoch noch nicht geboten, und Dante nahm die Gelegenheit beim Schopf, mit Fisch, dem SysOp der Ocean World BBS, die Technik für die Einrichtung eines eigenen Netzwerkes zu studieren, was in recht kurzer Zeit auch gelang. Auf FidoNet-Technologie basierend entstand ein Netz mit Adresse 455 - das LachNet. Es sollte anders als das streng geregelte Fido (das war das deutschlandweit verbreitetste Netz, in welchem wie in heutigen Internet-Foren diskutiert und Hilfe gesucht werden konnte) offen und frei sein, Spass machen und regionale Benutzer zusammenschliessen, die sich hier kennenlernen und treffen können sollten - was sie auch taten. Begeistert wurden Teilnehmer gesucht und gefunden und schon bald blühte dieses kleine Netz, welches drei unbedeutende Mailboxen und einige deren User miteinander verband und schon wieder war eine neue kleine Welt erschaffen. Statt stundenlanger nächtlicher Chat-Gespräche konnte man nun fast stündlich neue Nachrichten lesen und beantworten - und regelmässig stiessen neue Leute dazu, die etwas fanden, was sie hier nicht zu suchen gewagt hätten: Freunde für's Leben.

 
   

Die Mailbox war bis dahin lediglich mit *einem* 19.2kbps Modem (welches im Lauf der Jahre durch 2 ELSA MicroLink 28.8TQV und [die unten abgebildeten] US Robotics Sportster Modems ersetzt wurde) gleichzeitig erreichbar, war also jemand online, so bekamen die anderen Benutzer nur ein frustrierendes Besetzt-Zeichen. Da ein Mailbox-System aber auch mehrere User gleichzeitig empfangen kann, sofern Modems oder ISDN-Karten dies erlaubten, wurde im Herbst 1995 vermehrt darum gebeten, das System auf Multiline umzustellen, also zweifache Erreichbarkeit. Da dies finanziell kein unmöglicher Aufwand darstellte und auch einige User bereitwillig für die Anschaffung neuer Hardware spendeten, gab's nicht viel dabei zu überlegen (ok, das erste Modem ging kaputt und dann kaufte ich gleich 2 neue). Die zweite Line (also ein zweiter Telefonanschluss mit zusätzlicher Monatsgebühr) war allerdings auch recht schnell besetzt (dicht), da es nun ja noch attraktiver war sich einzuwählen, da man neben Chats mit dem SysOp auch andere Online-User treffen konnte.

 
 

Im LachNet und in der Mailbox trafen sich fortan Leute und Freundschaften entstanden in einem virtuellen Raum, der für alle Beteiligten neu und faszinierend zugleich war. So war es schliesslich keine Überaschung, dass die erste User-Party, die anlässlich meines Geburtstages im November abgehalten wurde, viele DFÜler dazu einlud, sich die neuen Bekannten auch mal im echten Leben (IRL = in real life) anzusehen. DFÜler-Treffen waren bis dato zwar nichts neues, gewöhnlich bzw. regelmässig fanden im Raum Freiburg allerdings höchstens die Fido-Treffen statt.

 
 

 

Doch auch andere Mailboxen besuchte ich in diesen Tagen häufig. Dort konnte ich mir neue Ideen holen, ggf. Downloads tätigen, die ich meinen Usern auch anbieten wollte, aber vor allem gab es superlustige Chats in der L00ser's Inn, der Gingi BBS oder der WSB. Das Frauchen vom SysOp der L00ser's Inn, Blanc, hatte mich dabei besonders fasziniert, da auch sie in späten Nachtstunden noch zum Chatten aufgelegt war. Ich erinnere mich an Tage, an denen ich morgens spacige Techno/Trance-CDs (z.B. den Wonderland Sampler oder die Trancemaster-Reihe) einlegte und stundenlang beim schönsten Wetter zum chatten in meinem Kellerzimmer sass. So lernte ich viele andere Leute und Mailboxen kennen und versank dabei in der Faszination, online zu gehen. Da meine Arbeitsstelle 1995 mehr als unbefriedigend verlief und ich des öfteren an Kündigung denken musste - meine Erfolgserlebnisse im Beruf jedenfalls weit zurückblieben, bescherte mir diese Online-Welt genau das, was mir im Berufsleben so gefehlt hatte: Freude, Motivation, Engagement und Erfolg. Es war vor allem eine Zeit, in der relaxte House-Rhythmen den Techno-Hammer ersetzten und dabei ein Feeling einer neuen Zeit ausstrahlten, die ich wie viele andere gerade online erlebte. Vor allem die Space Night-CD-Sampler, die man heute in die Rubrik Chillout einordnen würde, trugen dazu bei, mich 100%ig mit dieser Computerwelt und ihrer Künstlichkeit zu identifizieren - ein Phänomen, das sich bis heute nicht geändert hat.

 
 

In Softwarefragen musste ich noch oft auf Dante (bzw. Jörg, siehe Visitenkarte) zurückgreifen, und auch hardwaretechnisch besserten sich meine Kenntnisse nur langsam. Im Laufe des Jahres lernte ich dann Falko Oberdörster von der Lonely Carrier BBS kennen. Als ich seine Rechner-Scharen zuhause sah, war mir mein einzelner PC fast peinlich - und nur kurze Zeit später schaffte ich einen Zweit-PC an, den ich einerseits für meine stetig steigenden Kenntnisse verwenden konnte (man musste ja auch Kontakt zu Windows 3.1 bekommen), andererseits war der "Mailbox-Rechner" für andere Dinge mittlerweile unbrauchbar, da der Einsatz der Mailbox bei einem 486DX100 bereits genug Speicher/Ressourcen verschlang. Auch für diesen Zweitrechner benötigte ich regelmässig Hulk's Einsatz - doch so nach und nach erschloss sich mir auch die hardwaretechnische Seite eines PCs...

 

Kapitel-Übersicht
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Bitte die rechtlichen Hinweise beachten!     [aktualisiert am 12.06.2004]