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3. Die Entwicklung der Moonlightning BBS
 

3.5 Statistiken und Routine:

1998:
Nach diesen Jahren der neuen Ideen und Erweiterungen ging mir langsam die Puste aus und ich drehte mich ein wenig im Kreis. Dies war mir damals natürlich nicht bewusst, aber die "vorhandenen Mittel" und Angebote der Mailbox waren schon derart umfangreich, dass mein Augenmerk sich nun mehr darauf richtete, aus dem Bestand das beste rauszuholen anstatt nach weiteren Ideen zu suchen. Letztendlich hatte ich eine Online-Welt geschaffen, die sich bewährt hatte und keinen Anlass zu Kritik gab. Apropos Online-Welt: Zusammen mit Dwark gründete ich Anfang des Jahres Blips, um gewerblich Homepage-Auftritte zu realisieren.

 


Das Internet boomte bereits und irgendwie war es wohl auch so, dass die "neue Vielfalt" eher dort geboten werden konnte und Mailboxen langsam technisch veraltet wirkten, da die grafischen Oberflächen in einer Windows-Welt doch deutlich schöner und abwechslungsreicher waren. Was aber viel schlimmer war: Die ersten Anbieter boten ISDN-Flatrates für Internet-Zugänge an, also surfen zum Festpreis soviel man will, dank dem Ende des T-Monopols war dies endlich möglich.

 


Als Mailboxbetreiber sah ich das natürlich sehr zweischneidig: Während ich als Internet-Surfer begeistert war, wurde mir doch klar, dass zumindest ein Rückgang bei den Anruferzahlen zwangsläufig vorprogrammiert war. Naja, sagen wir mal ich wollte mich zu dem Zeitpunkt dieser Realität nicht stellen und peppte die Mooni BBS soweit dies möglich war auf - die in Kleinstarbeit im Internet zusammengesuchten Files machten aus dem File-Angebot auch ein "Best of" des Internets - war doch cool!

 
       

Angetrieben durch JAN (Jugend am Netz) richtete ich zusammen mit Genesis ein eigenes neues Online-Projekt im Internet ein, welches letztendlich auch auf JAN aufmerksam machen sollte: City-Scene, welches über Aktivitäten für Freiburger Jugendliche berichtete. Ich bekam fortan montäglich das Kinoprogramm für Donnerstag von allen Kinobetreibern gefaxt und sortierte alle Filme alphabetisch (das Kinoprogramm wird ja üblicherweise nach Kinobetreiber sortiert) - was eine Heidenarbeit war.

 


Die Usertreffen, die einen zentralen Punkt und wichtige Abgrenzung zum Internet darstellten, wurden abwechslungsreicher gestaltet, es gab Billard-Turniere (die ich jedesmal gewann, pfeif), eine leider halbverregnete Grillparty in St.Georgen, ein Gartentreff bei mir zuhause, bei dem das Wodka-Sekt-O-Saft-Gemisch von User Tee für Kotz-Eskapaden sorgte und auch ein Weinfest-Treff stand 1998 auf der Usertreff-Liste.

 


Bis 1997 fuhr ich viele Male mit meinem ersten Auto - dem Golf 1 - von Treff zu Treff. Rechts ein Raclette-Essen mit vielen Freunden aus JAN.

 
       

Um den Internet-Angeboten immer einen Schritt voraus zu sein suchte ich erneut Sponsoren, um meiner Userschaft mal wieder etwas gutes zu tun: Das cinemaxX Freiburg (welches vom TCC ja mittlerweile regelmässig frequentiert wurde) liess sich auch tatsächlich zu einem Deal hinreissen: Monatlich 6 Kinofreikarten!

 


Im August zog ich einen Raytron-Gewinnspiel-Wettbewerb groß auf, danach wurden die Freikarten unter allen Uploadern verlost, was meist vor den TCC-Kinogängen stattfand - das war richtig geil. Ebenfalls konnte ich den UFA-Palast dazu gewinnen Kino-Freikarten zu sponsern, die wiederum auf City-Scene im Internet verlost wurden.

 


Auch versuchte ich Themen-Wochen einzubauen, beispielsweise gab es eine Manga-Bilder-Woche, in der ca. 3.000 Bilder verfügbar waren, die aus McLane's Privatsammlung gestellt wurden.

 
 

Aus cHaOs Böhms (siehe oben) kreativer Arbeit entstanden im Laufe des Jahres WinAMP-Skins und auch bis dato wurden immer wieder User für Zwecke der Mailbox tätig. So gab es ein Filelisten-Auswertungsprogramm von Nyxx und Mailbox-Visitenkarten von Harddisk, die unten auch nochmal abgebildet sind!

 
   

Während am Anfang des Jahres die Anrufer-Statistik noch mit Phreaker den 25.000. Anrufer verzeichnete waren es im August bereits 30.000 Calls (wer der 30.000. Anrufer war hab ich vor lauter Action leider völlig verpasst). Der Downloadbereich stellte mittlerweile 23.500 Dateien mit 9,3 GB Gesamtgröße bereit, darunter waren auch unzählige Bilder von Stars bis Kunst. Die Zahlen kletterten stetig nach oben, verloren aber bereits langsam ihren Reiz, die persönlichen Treffen standen klar im Vordergrund und auch das Internet bot deutlich mehr Akzente und Neues, auch für die Userschaft. So entwickelte sich die Mailbox langsam zu einem von mehreren "Treffpunkten" für einen großgewachsenen Freundeskreis, neue Leute lernte ich immer seltener kennen, da die Online-Einsteiger mittlerweile den AOL-Weg wählten und auch das PC Online-Magazin sich langsam den Mailboxen abwandte und auf Internet- Berichterstattungen setzte. Um mich herum setzte ein langsames Mailboxen-Sterben ein, der Mooni BBS tat *dies* jedoch keinen wirklichen Abbruch.

 


Mit dem schlechten Gefühl, schon lange nichts mehr wirklich neues angeboten zu haben grub ich ein Archiv mit selbstgeschriebenen Songs aus, welches teilweise in der Mailbox veröffentlicht wurde - welche der Songs heute noch auf irgendwelchen CDRs oder Festplatten lagern kann wohl keiner mehr sagen. Zumindest war die Überaschung perfekt als ich inspiriert durch die damalige Affäre eines Bill Clinton den Song "Telefonsex" schrieb und brandneu in der Mailbox als MP3 zum Download anbot. Die vorsichtige Skepsis der User vor selbstgemachtem schlug bald in begeistertes Lob um, der Song war einfach frech und passte gerade richtig in die sich entwickelnde Spassgesellschaft :) Erst zur Eröffnung von taxyworld.de im Jahr 2002 schrieb ich wieder einen neuen Song...

 


1998 war das Jahr, in dem vor allem persönlich viel Neues anstand: Neben einer nur in diesem Jahr blondierten Haarpracht (siehe Fotos zusammen mit CSA, AMJ und Q bei der Party, bei der aus SWF3 SWR3 wurde),

 
 

wurde das Haus in dem ich auch heute noch wohne, direkt auf dem bisherigen Gästehaus gebaut und ich beobachtete die Entwicklung gespannt. Es gab die Ausstattung auszuwählen und sich um die Finanzierung zu kümmern - sehr spannend. Als der Rohbau fertig war feierte ich mit meinen Points (Netz-Bezieher, die meine Mailbox als Knotenpunkt wählten) eine Downlinks-Freibier-Party... im Rohbau. Der Pizzabringdienst staunte nicht schlecht, als er auf einer Planke durch's Fenster die Pizzen ablieferte :)

 


Als die Renovierung des alten Hauses anstand wurde es krass: Meine Geburtstags/Userparty im November artete zu einer DRECKSAU-Party aus, bei der jeder Tapeten runterreissen oder mit Markerstiften bemalen konnte. Am Schluss sah das Haus aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen bzw. wie wenn es aus einem Ghetto importiert wurde. Da dies die letzte große Party werden würde (ich hatte ja bald meine eigene 90qm-Wohnung, siehe unten) richtete ich sogar im ersten Stock des Hauses einen Techno-Dancefloor mit Stroboskop ein - ein Riesenspass, den man nicht alle Tage geboten bekommt.

 


Eine erste richtige Enttäuschung gab es allerdings dann doch: bei einem Gewinnspiel, welches auf der Party seine Aufösung finden sollte, gab es KEINE Teilnehmer, die sich die Mühe gemacht hatten die wöchentlich veröffentlichten Fragen zu lesen und zu beantworten - meine Mühe, erneut ein cinema-Abo zu beschaffen, wurde mit Füssen getreten - zumindest empfand ich es damals so. Die Verlosung fand dann per Würfelspiel statt und ich schwor mir, keine weiteren Gewinnspiele mehr anzubieten. Internet killed the Mailbox-Star?

 

Kapitel-Übersicht
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Bitte die rechtlichen Hinweise beachten!     [aktualisiert am 23.06.2004]