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3. Die Entwicklung der Moonlightning BBS
 

3.3 Auf der Spitze des Erfolgs:

1996:
Immer neue gute Freunde lernten sich so kennen und angesichts des regen Interesses an der Mailbox entschloss ich mich, weitere Netze anzubieten. Da waren u.a. das TNGNet für Star Trek-Fans (Trekkies), von denen ich mittlerweile mehr kannte, als ich mir das je hätte vorstellen können :) Das GingiNet war eher ein schwacher Versuch, das erfolgreiche regionale LachNet zu kopieren und brachte der Mooni BBS lediglich einige wenige interessierte User. Letztendlich waren die kleinen Netze aber der Ausschlag, nun auch selbst FidoNet anzubieten, was ich bis dato absichtlich abgelehnt hatte, da mir bei den doch strengen Verhaltensregeln (die sog. Netiquette) die Verantwortung, die man für die selbst betreuten Teilnehmer (Points) übernehmen musste, zu hoch war. Da die kleinen Netze aber bewiesen, dass alles gut läuft, wurden meine Bedenken bald zerstreut. Mit Fido im Gepäck wurde die Moonlightning BBS erstmals zu einem interessanten Online-Angebot für die Region und die Zahl der DFÜler, die Fido kostenlos über mein System bezogen, stieg langsam aber stetig.

 


Die vielen neuen Teilnehmer schrieen alsbald nach einer zweiten Userparty, die im Februar mit ca. 30 Leuten bei mir zuhause zu einer Riesenfete wurde. Das LachNet war bereits soweit, dass es fast aus allen Nähten platzte, neben ca. 20 regelmässigen Schreibern erhöhte sich auch die Zahl der Verteilerknoten (Nodes) stetig: Mit der rent-A-man BBS von Jens (da Skippa) sowie der Outpost 23 von Data sorgte das LachNet für eine Verbreitung des Netzes von Müllheim bis Rust.

 
       

Auch Hulk musste alsbald wieder Hand anlegen, damit die Mooni BBS mit 2 CD-ROM-Laufwerken und größerer Festplatte ausgestattet nunmehr 2 GB an Download-Dateien anbieten konnte. In Zeiten von DOS und Windows95 waren die Dateigrößen noch deutlich geringer als heute, so dass das einer Dateimenge (Filebase genannt) von ca. 20.000 Files entsprach. Durch die angeschalteten Netze wurden auch speziellere Dateibereiche wie z.B. Star Trek-bezogene Programme/Bilder/Texte erweitert, die einfach über Nacht beim Nachrichtenaustausch mit diesen Netzknoten mitgeschickt wurden.

 


Die damals einzige PC-Zeitschrift, die Anlaufstelle für Mailbox-Nutzer und -Betreiber war, nämlich die PC Online, stellte ebenfalls auf ihren CDs Dateien für die Mailbox-Verbreitung bereit, die files.bbs-Dateien in jedem Verzeichnis hatten, aus welchen die Mailbox-Software die Datei-Beschreibung entnehmen konnte, um sie den Usern entsprechend anzeigen zu können.

 


Mit Suchbegriffen konnte man ähnlich wie heute in Suchmaschinen dann die gesamte Filebase nach den gewünschten Begriffen durchsuchen. Da es damals kein Internet für Normalsterbliche gab, waren Bezugsquellen von neuen Dateien sehr begehrt. Daher war ich auch immer auf der Suche nach Mailbox-CDs, die berühmteste Reihe war wohl mit Abstand die Pegasus-Reihe, die ein für damalige Verhältnisse schier unbezwingbar großes Daten-Archiv beinhaltete. Mailboxen waren allerdings meistens darauf bedacht, das Verhältnis zwischen Download und Upload nicht ausufern zu lassen, sprich: Wer Dateien runterlädt sollte auch für andere etwas hochladen/anbieten (heute nennt sich das Prinzip Sharing). Ein sogenanntes Ratio legte fest, wieviele Dateien je hochgeladener Datei gesaugt (runtergeladen) werden durften. Da mich so ein Ratio als Neuling in anderen Mailboxen immer nervte war es für mich keine Frage, dass die Mooni BBS auf diese Schikane verzichtete. Das gesunde Vertrauensverhältnis, was dadurch mit den Usern aufgebaut wurde, war im Nachhinein betrachtet sicherlich keinesfalls uneffektiver - es machte meine Mailbox jedenfalls insgesamt zu einem ungezwungenerem Platz, als dies in anderen Mailboxen der Fall war.

 
       

Jedenfalls war ich mit der Entwicklung der Mailbox sehr zufrieden, als für mich die Bombe einschlug: Einer meiner User beglückwünschte mich zur Wahl in die Top 20 der heissesten Mailboxen Deutschland in der PC Praxis Mai 1996, einem renommierten PC-Magazin. Als einzigste Mailbox Baden-Württembergs in dieser Auswahl konnte ich es mir nicht verkneifen, fortan die Mooni BBS als "heisseste Mailbox Baden-Württembergs" zu betiteln. Die entsprechende Ausgabe kaufte ich mir natürlich sofort am nächsten Tag - leider muss sie zwischenzeitlich in den Papiermüll geraten sein und auch die Redaktion der PC Praxis musste mir bereits vor einigen Jahren mitteilen, dass so alte Ausgaben nicht mehr im Archiv sind...

 


Nur zwei Tage später entschloss ich mich, ISDN-Zugänge in der Mooni BBS anzubieten, denn nach knapp 1,5 Jahren forderte nicht nur der technische Fortschritt wieder einmal eine Verbesserung des Systems, auch die Dateiangebote wuchsen zusammen mit dem Wunsch der User, möglichst schnell alle interessanten Downloads zu absolvieren. Jedenfalls war ich hochmotiviert die Box in verschiedenen Richtungen weiterzuentwickeln: Von neuen Netzen wie dem WoSNet (World of Sound), welches für massenhaft neue Musiktracks sorgte, die hauptsächlich aus der Synthesizer/Techno/Trance- Ecke kamen (und mit Soundtracker-Editoren wie ProTracker oder ImpulseTracker [siehe unten] komponiert wurden), frischte ich auch die grafischen Oberfächen (ANSIs) auf, denn aufgrund des PC Praxis-Artikels wählten sich plötzlich User aus ganz Deutschland in die Mooni BBS ein und sorgten für eine abwechslungsreiche Userliste mit Nutzern aus Hamburg, Berlin, München etc. Die ISDN-Erweiterung im Juli erschloss den Usern dann die Möglichkeit mit bis zu 5 Personen zu chatten, denn neben den nunmehr 3 Zugängen (Lines) konnte man auch am lokalen Zweit-PC einloggen und mitchatten - die Folge waren aberwitzige Chat-Konferenzen, in denen ein User dem anderen die Klinke in die Hand gab und ich kaum mehr nachkam, in Chaträumen und dem LachNet Präsenz zu zeigen und gleichzeitig die Mailbox zu erweitern. Die neuen Sounds, die später auch kurzfristig durch das RaveNet die Platten regelmässig füllten, untermalten diese energiegeladene Phase mit treibenden Rhythmen, die mich des öfteren bis spät in die Nacht wachhielten.

 
 

Man könnte nun meinen, dass ich wirklich genug zu tun gehabt hätte, aber neben dem Mailboxbetrieb führte ich nun auch in Bad Krozingen das lokale Kino namens Filmmotion - in idealer Ort, um User aus der näheren Umgebung zu einem Kinotreff einzuladen. Da recht viele DFÜler aus Freiburg kamen und den weiten Weg scheuten, wurden daraus zwar eher LachNet-Treffen (dort befanden sich eben doch mehr der wahren Freunde), jedoch nahmen auch insgesamt die Live-Treffen immer mehr zu, und das teils über - für mich damals - extreme Entfernungen hinweg (Stichwort Waldkirch, Endingen, Kirchzarten, aber auch Köln [mit Data und LorD] und München [mit Harddisk], siehe Fotos).

 
 

Auch Videotreffs in meinem Wohn- und Schlafzimmer wurden gelegentlich eingeräumt - wie wir in einen 12 qm großen Raum ca. 10 Leute auf Bett und Stühlen verteilt haben, klingt im nachhinein wirklich unglaublich :) Diese Treffs liefen zunächst so ab, dass ich als einer der wenigen motorisierten DFÜler die anderen wie ein Taxi abholte (auf einer dieser Fahrten gab mein erstes Auto - ein Golf 1 - den Geist auf), was nach einer gewissen Zeit eine neue Deutung meines Pseudonyms Taxy zuliess. Aber auch Pizza-Treffs mit anschliessendem Kinogang in Freiburg fanden als gelegentliche Usertreffs statt - eine Begebenheit, die die Mooni BBS von den meisten Mailboxen abhob und ihr diese unnahbare Anonymität anderer Systeme nahm. Ich selbst versuchte auch als SysOp nicht den "Chef" raushängen zu lassen und nicht den großen Macher zu spielen, der ich mangels fundierter EDV-Kenntnisse in meinen Augen auch nie war.

 


Mein Anliegen, die Moonlightning BBS zu etwas besonderem zu machen, trieb mich zu der Idee, Preisausschreiben bzw. Verlosungen durchzuführen. Es war auch nicht sonderlich schwer ein Jahres-Abo der PC Online zu ergattern, welches ich dem 7500. User schenkte - welcher Dwark wurde, mein späterer Geschäftspartner.

 


Auch besorgte ich über eine nicht gerade günstige Fernverbindung megabyteweise neue Games & Spiele-AddOns (z.B. selbstgemachte Levels) durch die Teilnahme am GamesNet. Auch das GFDNet, welches OS/2-Dateien aus allen Kategorien lieferte (DFÜ, Anwendungen, Grafik, Tools, Spiele etc.) füllte schnell die Festplatten und schon bald wurden auch diese um weitere 2,5 GB erweitert, was zu damaligen Zeiten schon richtig viel war.

 


Ein IOMEGA Jaz-Laufwerk wurde ebenfalls als externe Festplatte angeschlossen. Die täglichen Anruferzahlen schossen auf bis zu 40 Calls hoch und nachdem die bisher beliebteste Mailbox der Umgebung, die L00ser's Inn, aus beruflichen Gründen aufgab, war die Mooni BBS DIE Chatbox für den Raum Freiburg. Bald war auch der 10.000. Anruf (von Genesis) gezählt und der Rekord von 68 Anrufern an einem Tag wurde auch Ende des Jahres aufgestellt. Neben Multiline-Chats reizte vor allem Raytron viele User, ein auch als Wurm oder Snake bekanntes Spiel, bei dem man gegen bis zu 4 Mitspieler seinen Wurm bis zum bitteren Ende durch die verschiedenen Levels steuern musste - machte absolut süchtig, auch mich :)

 




Am Ende des Jahres stand wieder die obligatorische Geburtstags/Userparty an (ja, es wurde auch wieder gekotzt) und mit Braindead entstand die Moonlightning BBS Homepage, die in mittlerweile leicht geänderter Form noch unter blips.de/moonlightning zu besichtigen ist. Zu Weihnachten gab es dann noch einen Bilderwettbewerb bei dem Q ein Jahres-Abo der CHIP gewann - 1996 war somit ein höchst produktives Jahr mit vielen tollen Erlebnissen!

 



Kapitel-Übersicht
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Bitte die rechtlichen Hinweise beachten!     [aktualisiert am 23.06.2004]